Thüringen entdecken – zwischen Geschichte, Natur & echten Geheimtipps

Thüringen gehört zu den vielfältigsten Regionen Deutschlands – und dennoch bleibt das Bundesland für viele ein blinder Fleck auf der Landkarte. Zwischen liebevoll restaurierten Altstädten, UNESCO-Welterbestätten, eindrucksvollen Naturdenkmälern und technischen Meisterleistungen entfaltet sich ein kultureller Reichtum, der selbst erfahrene Reisende überrascht.

Diese Reise führt durch die wichtigsten Städte und Landschaften Thüringens – von traditionsreichen Universitätszentren über ehemalige Residenzstädte bis hin zu außergewöhnlichen Naturräumen. Und ganz am Ende wartet ein Ort, der zu den schönsten Fachwerkstädten Deutschlands gehört und dennoch von vielen übersehen wird: ein echter Geheimtipp, den du nicht verpassen solltest.


Erfurt – die Hauptstadt Thüringens und das „Thüringische Rom“

Erfurt ist nicht nur die größte Stadt des Freistaates, sondern auch einer der geschichtsträchtigsten Orte Deutschlands. Bereits im Jahr 742 erwähnt, entwickelte sich die Stadt früh zu einem religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum. Wegen ihrer zahlreichen Kirchen, Klöster und spirituellen Bauwerke erhielt Erfurt im Mittelalter den Beinamen „Thüringisches Rom“.

Besonders eindrucksvoll ist das jüdische mittelalterliche Erbe, das 2023 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde – darunter die Alte Synagoge, die mittelalterliche Mikwe und das Steinerne Haus.

Ein weiterer Pflichtbesuch ist die legendäre Krämerbrücke, die längste durchgehend bebaute und bewohnte Brücke Europas. Auch die Zitadelle Petersberg, eine der am besten erhaltenen barocken Stadtfestungen Europas, unterstreicht Erfurts historische Bedeutung.

Wusstest du übrigens, dass die Universität Erfurt als die älteste Universität im heutigen Deutschland gilt und Martin Luther hier studierte? Heute präsentiert sich die Stadt als lebendiges Oberzentrum mit viel Charme – und einem Spitznamen für ihre Einwohner: Puffbohnen, eine liebevolle Erinnerung an Erfurts Tradition im Gartenbau.

Jena – Lichtstadt, Wissenschaftszentrum und Wiege großer Ideen

Jena ist die zweitgrößte Stadt Thüringens und gilt als einer der innovativsten Orte Deutschlands. Als „Lichtstadt“ bekannt, hat sie sich durch Firmen wie Carl Zeiss und Schott zu einem weltweit bedeutenden Zentrum der Optik- und Feinmechanikindustrie entwickelt.

Mit über 109.000 Einwohnern und einer dynamischen Forschungslandschaft zählt Jena zu den Städten mit hohen Zukunftschancen. Die Friedrich-Schiller-Universität, 1558 gegründet, ist nicht nur die größte Universität Thüringens, sondern auch ein Zentrum philosophischer und literarischer Geschichte.

Um 1800 wurde Jena durch Denker wie Goethe, Schiller, Fichte und Hegel zum Hotspot der Frühromantik und des Idealismus. 1815 entstand hier die Urburschenschaft, deren Farben – Schwarz-Rot-Gold – später zu den deutschen Nationalfarben wurden.

Besucher können die berühmten „Sieben Wunder von Jena“ entdecken, darunter der Schnapphans am Rathaus und der markante Berg Jenzig. Außerdem steht hier das älteste noch erhaltene Zeiss-Planetarium, das 1926 eröffnet wurde und bis heute beeindruckt.

Mühlhausen – mittelalterliche Macht, Reformgeschichte und Thüringens höchster Kirchturm

Mühlhausen ist eine der geschichtsträchtigsten Städte Thüringens und war im Mittelalter nach Erfurt die mächtigste Reichsstadt der Region. Erstmals 967 erwähnt, entwickelte sie sich durch Handel mit Waid, Tuchen und eine florierende Mühlenwirtschaft zu einem bedeutenden Wirtschaftszentrum — bis heute zeigt das Mühleisen im Stadtwappen diese Tradition.

Um 1220 entstand hier das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, das älteste in deutscher Sprache verfasste Stadtrechtsbuch. Auch der Bauernkrieg von 1525 hinterließ tiefe Spuren: Unter dem Reformator Thomas Müntzer wurde Mühlhausen zum Zentrum der radikalreformatorischen Bewegung, bevor diese vor den Toren der Stadt niedergeschlagen wurde.

Zu den architektonischen Höhepunkten gehört die Marienkirche, eine gotische Hallenkirche mit dem höchsten Kirchturm Thüringens (86,7 Meter). Zudem wirkte Johann Sebastian Bach von 1707 bis 1708 an der Hauptkirche Divi Blasii, was Mühlhausen zu einem besonderen Ort für Musik- und Kulturinteressierte macht.

Eine charmante Besonderheit ist die Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Saxonburg, gegründet vom gebürtigen Mühlhäuser Johann August Röbling — dem Konstrukteur der Brooklyn Bridge. Und natürlich darf das berühmte Mühlhäuser Pflaumenmus nicht fehlen, das weit über die Region hinaus bekannt ist.

Weimar – UNESCO-Weltkulturerbe, Bauhaus-Geburtsort und Zentrum der deutschen Klassik

Weimar gehört zu den kulturell bedeutendsten Städten Europas. Erstmals 899 als Wigmara erwähnt, wurde die Stadt im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zur Bühne einer Epoche, die bis heute als „Goethes und Schillers Goldenes Zeitalter“ verehrt wird.

Hier wirkten Dichter und Denker wie Wieland, Goethe, Herder und Schiller – vier Namen, die Weimar fest im Gedächtnis der Weltliteratur verankert haben. Später erlebte die Stadt ihr „Silbernes Zeitalter“ mit Franz Liszt und der Weimarer Malerschule.

Weimar ist außerdem die Geburtsstätte des Bauhauses (1919) und Namensgeberin der Weimarer Republik, denn hier tagte 1919 die Nationalversammlung. Heute gehören sowohl das Klassische Weimar als auch das Bauhaus zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Doch Weimar hat auch eine ernste Seite: Während der NS-Zeit wurde es zur Gauhauptstadt, in unmittelbarer Nähe befanden sich die Gustloff-Werke und das KZ Buchenwald, das später als sowjetisches Speziallager weitergenutzt wurde.

Weimar ist somit ein Ort, an dem sich Kulturhöhepunkte und historische Verantwortung auf einzigartige Weise begegnen.


Bad Langensalza – Rosenstadt, Heilbad und eine der schönsten Altstädte Thüringens

Bad Langensalza zählt zu den meistunterschätzten Städten Thüringens – und das völlig zu Unrecht. Die Stadt wurde bereits 932 erwähnt und besitzt die drittgrößte ummauerte Altstadt des Landes, deren restaurierte Bausubstanz beeindruckend gut erhalten ist.

Der Ort ist vor allem als Rosenstadt bekannt: Der Rosengarten und der Japanische Garten Kofuko no Niwa mit authentischem Teehaus gehören zu den schönsten Gartenanlagen Mitteldeutschlands.

Bad Langensalza ist zudem ein anerkanntes Schwefel-Sole-Heilbad, nachdem im 19. Jahrhundert Schwefelquellen und später Sole- und Mineralwasser entdeckt wurden. Das macht die Stadt zu einem attraktiven Ziel für Gesundheits- und Wellnessreisende.

Historisch bedeutsam ist auch die Schlacht bei Langensalza (1866), die während des Deutschen Kriegs stattfand. Viele Gebäude, wie die aus Travertin errichtete Marktkirche, zeugen bis heute von der tief verankerten Stadtkultur.


Altenburg – Barbarossastadt, Skatheimat und Residenz voller Geschichte

Altenburg ist einer der faszinierendsten Orte in Ostthüringen und bereits seit 976 urkundlich belegt. Die Stadt wurde zur Kaiserpfalz und erhielt aufgrund zahlreicher Aufenthalte Friedrich Barbarossas den Beinamen „Barbarossastadt“.

Das prächtige Residenzschloss Altenburg ist Schauplatz des historischen Altenburger Prinzenraubs (1465) und beherbergt heute das berühmte Spielkartenmuseum, denn Altenburg ist die Geburtsstadt des Skats.

Zu den markantesten Wahrzeichen gehören die Roten Spitzen, zwei mittelalterliche Türme des ehemaligen Chorherrenstifts. Erstaunlicherweise blieb Altenburg trotz der großen Brände des 15. Jahrhunderts zu großen Teilen unversehrt, sodass die Altstadt noch heute ein außergewöhnlich geschlossenes historisches Bild bietet.

Auch kulinarisch hat Altenburg eine eigene Identität: Der Altenburger Ziegenkäse besitzt den Status einer geschützten Ursprungsbezeichnung.

Gotha – Residenzstadt, Schloss Friedenstein und Wiege des deutschen Versicherungswesens

Gotha, erstmals 775 erwähnt, ist heute die fünftgrößte Stadt Thüringens und war über Jahrhunderte eine bedeutende Residenzstadt. Zwischen 1640 und 1825 regierten hier die Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg, und in dieser Zeit entwickelte sich die Stadt zu einem intellektuellen und kulturellen Zentrum.

Das Stadtbild wird bis heute vom imposanten Schloss Friedenstein geprägt – einem der größten frühbarocken Schlossbauten in Europa. Der zugehörige Schlosspark ist der älteste englische Landschaftsgarten auf dem europäischen Festland und gilt als Meisterwerk historischer Gartenkunst.

Gotha hat auch wirtschaftshistorisch Bedeutung: 1820 gründete Ernst Wilhelm Arnoldi hier das deutsche Versicherungswesen, ein Meilenstein der modernen Wirtschaftsgeschichte.

Weitere wichtige Etappen: Im Gothaer Tivoli wurde 1875 die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands gegründet, und während des Ersten Weltkriegs war Gotha als Produktionsort der gleichnamigen Gotha-Bomber bekannt. Heute trägt die Stadt den Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“.


Greiz – die „Perle des Vogtlandes“ und Heimat zweier Schlösser

Greiz, im Südosten Thüringens gelegen, ist ein oft übersehener, aber außergewöhnlich schöner Ort. Bereits 1209 erwähnt, diente die Stadt lange als Residenz des Fürstentums Reuß älterer Linie.

Ihr Beiname, „Perle des Vogtlandes“, ist verdient: Das Stadtbild vereint ein mittelalterliches Oberes Schloss, das über Greiz thront, und ein Unteres Schloss aus dem 16. Jahrhundert. Ergänzt wird diese Kulisse vom Fürstlich Greizer Park, einem englischen Landschaftsgarten, in dessen Sommerpalais heute die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung untergebracht ist.

Trotz schwerer Brände – vor allem jenem von 1802, der große Teile der Stadt zerstörte – wurde Greiz im 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden Standort der Textilindustrie. Die elegante Neustadt mit ihren Jugendstilbauten zeugt noch heute von diesem wirtschaftlichen Aufschwung.

Greiz ist ein Ort, der Kultur, Geschichte und architektonische Vielfalt in sich vereint – perfekt für alle, die eine ruhigere, authentische Alternative zu den bekannten Thüringer Städten suchen.


Nationalpark Hainich – Deutschlands größter Laubwald und UNESCO-Weltnaturerbe

Der Nationalpark Hainich ist eines der wertvollsten Naturgebiete Mitteldeutschlands und der einzige Nationalpark Thüringens. 1997 gegründet, schützt er ein Teilgebiet des größten zusammenhängenden Laubwaldes Deutschlands – ein echtes Stück werdenden Urwalds.

Seit 2011 ist der Nationalpark Teil des UNESCO-Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder Europas“, was seine internationale Bedeutung unterstreicht. Rund 75 % der Fläche wurden zur Kernzone erklärt, in der die Natur vollständig sich selbst überlassen bleibt.

Besonders beeindruckend ist der Baumkronenpfad Thiemsburg, der einen einzigartigen Blick über das Blätterdach ermöglicht. Der Park ist Heimat zahlreicher Tierarten, darunter die seltene Europäische Wildkatze, über 15 Fledermausarten und mehr als 500 holzbewohnende Käferarten.

Der Hainich ist ein idealer Ort für Naturliebhaber, Wanderer und alle, die einmal sehen möchten, wie sich ein mitteleuropäischer Urwald ganz ohne menschlichen Einfluss entwickelt.

Bleilochtalsperre – Deutschlands größter Stausee und Meisterwerk der Ingenieurbaukunst

Die Bleilochtalsperre ist nicht nur ein landschaftliches Highlight, sondern auch eine beeindruckende technische Leistung. Zwischen 1926 und 1932 erbaut, staut sie die Saale mithilfe einer gewaltigen Gewichtsstaumauer. Das Ergebnis: der größte Stausee Deutschlands nach Fassungsvolumen.

Diese bauliche Dimension führte dazu, dass die Anlage zu den „Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ zählt. Mit einer Höhe von 65 Metern und einer Kronenlänge von 205 Metern ist die Mauer bis heute ein imposantes Beispiel technischer Präzision.

Rund um den 28 Kilometer langen Stausee hat sich ein beliebtes Naherholungsgebiet entwickelt – perfekt für Wassersport, Wandern und Camping. Motorboote sind vom 1. März bis 30. November erlaubt, was die Bleilochtalsperre besonders attraktiv für Freizeitkapitäne macht.

Als Teil der fünfstufigen Saalekaskade ist sie außerdem ein wichtiger Baustein der regionalen Energieversorgung und dient der Bereitstellung von Spitzenlastenergie.


Rudolstadt – Schloss Heidecksburg, Kulturgeschichte und Deutschlands ältestes Freilichtmuseum

Rudolstadt, erstmals 776 erwähnt, zählt zu den kulturell bedeutendsten Städten im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Von 1599 bis 1920 war sie die Hauptstadt des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt und entwickelte sich in dieser Zeit zu einem Zentrum der Kunst und Musik.

Das weithin sichtbare Wahrzeichen ist das Schloss Heidecksburg, eines der prächtigsten Barockschlösser Thüringens. Hier begegneten sich Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe erstmals am 7. September 1788 – ein Meilenstein der deutschen Literaturgeschichte.

Im Stadtpark befindet sich ein weiteres Juwel: die Thüringer Bauernhäuser, das älteste Freilichtmuseum Deutschlands. Auch die Tradition der Anker-Steinbaukästen und die Porzellanherstellung prägen die regionale Identität bis heute.

Rudolstadt ist außerdem Gastgeber des berühmten Rudolstadt Festivals, dem größten Folk-Roots-Weltmusikfestival Deutschlands. Kein Wunder, dass die Stadt bereits 1996 den Kulturpreis des Freistaates Thüringen erhielt.


Hohenwarte-Stausee – fjordartige Landschaft und Kraftzentrum der Saalekaskade

Der Hohenwarte-Stausee, oft als „Thüringer Meer“ bezeichnet, liegt malerisch eingebettet im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Die zwischen 1936 und 1942 erbaute Staumauer ist mit 75 Metern Höhe und einer Länge von 412 Metern noch gewaltiger als jene der Bleilochtalsperre.

Mit einem Speichervolumen von 182 Millionen Kubikmetern ist der Hohenwarte-Stausee die viertgrößte Talsperre Deutschlands. Sein Zweck ist vielseitig: Hochwasserschutz, Wasserversorgung sowie Energieerzeugung und -speicherung durch das Pumpspeicherkraftwerk Hohenwarte I.

Die Geschichte des Baus ist dramatisch: 250 Menschen mussten umsiedeln, das Dorf Preßwitz wurde überflutet und verschwand im Wasser. Heute jedoch ist der See eine der schönsten Wasserlandschaften Thüringens – geprägt von tief eingeschnittenen Tälern, fast fjordähnlichen Ufern und hervorragenden Möglichkeiten für Wassersport.

Ein besonderes Highlight ist die Mühlfähre Linkenmühle, die einzige Autofähre Thüringens.

Eisenach – Wartburgstadt, Lutherstadt und Industriestandort mit Tradition

Eisenach liegt am Nordrand des Thüringer Waldes und zählt zu den geschichtsträchtigsten Städten Mitteldeutschlands. Bereits 1150 erstmals schriftlich erwähnt, entwickelte sich die Stadt im Mittelalter zur Residenz der Thüringer Landgrafen und später der Herzöge von Sachsen-Eisenach.

Der Beiname „Wartburgstadt“ unterstreicht ihre enge Verbindung zur weltberühmten Burg, doch auch die Stadt selbst hat bemerkenswerte historische Persönlichkeiten hervorgebracht: Johann Sebastian Bach wurde 1685 hier geboren, und Martin Luther besuchte ab 1498 die Eisenacher Lateinschule.

Mit der Gründung der Fahrzeugfabrik Eisenach im Jahr 1896 entwickelte sich die Stadt früh zu einem Zentrum der Automobilproduktion. Diese Industriegeschichte wirkt bis heute nach und macht Eisenach zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort Thüringens.

Seit 2021 trägt Eisenach den offiziellen Status einer Großen Kreisstadt – ein weiterer Schritt in der modernen Entwicklung dieses traditionsreichen Ortes.


Bad Salzungen – Salzgeschichte, Soleheilbad und Naturidylle an der Werra

Bad Salzungen ist eine der ältesten Salzstädte Deutschlands. Bereits 775 erstmals erwähnt, wurde hier seit frühgeschichtlicher Zeit Salz gewonnen – im 16. Jahrhundert mit der innovativen Gradiertechnik, die die Salzproduktion revolutionierte.

Im Jahr 1923 erhielt die Stadt offiziell den Zusatz „Bad“, nachdem die heilende Wirkung der Sole erkannt worden war. Heute zählt Bad Salzungen zu den bedeutenden Soleheilbädern Thüringens, mit weitläufigen Gesundheits- und Kurangeboten.

Geografisch liegt die Stadt wunderschön zwischen Thüringer Wald und Rhön. Der zentrale Burgsee – direkt in der Innenstadt – verleiht Bad Salzungen eine besonders harmonische Atmosphäre und macht es zu einem idealen Erholungsziel.

Ihre religiöse Tradition zeigt sich sogar im ältesten Stadtsiegel von 1329, das den heiligen Bonifatius als Schutzpatron führt.


Die Wartburg – UNESCO-Weltkulturerbe und Symbol deutscher Geschichte

Die Wartburg zählt zu den bekanntesten Burgen Deutschlands und wurde bereits 1080 erstmals urkundlich erwähnt. Ihr romanischer Palas, ein architektonisches Meisterwerk des 12. Jahrhunderts, gilt als einer der bedeutendsten Profanbauten seiner Zeit.

Die Burg ist Schauplatz einiger der prägendsten Momente deutscher Geschichte:

  • Hier lebte Elisabeth von Thüringen von 1211 bis 1227.
  • Martin Luther übersetzte 1521/22 als „Junker Jörg“ das Neue Testament ins Deutsche – ein Wendepunkt für Sprache, Religion und Kultur.
  • 1817 fand hier das erste Wartburgfest statt, eine symbolische Kundgebung für nationale Einheit.

Seit 1999 ist die Wartburg UNESCO-Weltkulturerbe und zieht jährlich Besucher aus aller Welt an. Sie ist nicht nur architekturgeschichtlich bedeutend, sondern verkörpert wie kaum ein anderer Ort die geistige und politische Geschichte Deutschlands.

Kahla & Leuchtenburg – Porzellanstadt im Saaletal und „Königin des Saaletals“

Kahla, im mittleren Saaletal südlich von Jena gelegen, wurde bereits 877 erstmals erwähnt und erhielt im 13./14. Jahrhundert seine Stadtrechte. Die Stadt ist vor allem durch ihre traditionsreiche Porzellanproduktion bekannt, die seit den Jahren 1843/44 besteht und Kahla bis heute prägt.

Nur wenige Kilometer entfernt erhebt sich die beeindruckende Leuchtenburg, die eng mit Kahla verbunden ist. Schon im Mittelalter diente sie als Sitz der Herren von Lobdeburg-Leuchtenburg und wacht bis heute spektakulär über das Saaletal.

Kahla besitzt eine nahezu vollständig erhaltene mittelalterliche Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert. Gleichzeitig erinnert die Region an ein dunkles Kapitel der Geschichte: Das unterirdische REIMAHG-Rüstungsprojekt des Zweiten Weltkriegs, für das 12.000 Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Eine Gedenkstätte im Leubengrund hält das Andenken an die Opfer wach.

Seit 1991 verbindet Kahla zudem eine Städtepartnerschaft mit Schorndorf, was die internationale Ausrichtung der Kleinstadt unterstreicht.


Kyffhäuserland – Barbarossa-Mythos, Monumentaldenkmal und geschichtsträchtige Landschaft

Die Gemeinde Kyffhäuserland, 2012 durch den Zusammenschluss mehrerer Orte entstanden, liegt in einer Region voller Mythen, Geschichte und geologischer Besonderheiten. Das Gebiet erstreckt sich über drei Mittelgebirge: Hainleite, Kyffhäuser und Windleite.

Der bekannteste Ortsteil ist Steinthaleben – Heimat des imposanten Kyffhäuserdenkmals. Dieses Monument, das Kaiser Barbarossa gewidmet ist, gehört zum Netzwerk der Straße der Monumente und zählt zu den größten nationalen Denkmälern Deutschlands.

Der Barbarossa-Mythos ist im ganzen Kyffhäuserland präsent: Der Sage nach schläft der Kaiser tief im Berg und wartet darauf, ins Reich zurückzukehren. Auch das Gemeindewappen spielt darauf an, mit dem bekrönten, bärtigen goldenen Mann.

Die Region ist historisch zudem stark vom Kalisalzbergbau geprägt, dessen Förderung im 20. Jahrhundert eine bedeutende wirtschaftliche Rolle spielte. Seit 1990 sind die Einwohnerzahlen rückläufig, doch landschaftlich ist das Kyffhäuserland bis heute ein einzigartiges Reiseziel voller Charakter.


Veste Heldburg – „Fränkische Leuchte“ und Heimat des Deutschen Burgenmuseums

Die Veste Heldburg gehört zu den beeindruckendsten Höhenburgen Südthüringens. Bereits im Mittelalter errichtet und im 16. Jahrhundert zum repräsentativen Renaissanceschloss umgebaut, thront sie spektakulär auf einem 405 Meter hohen Vulkankegel. Aufgrund ihrer markanten Lage wird sie seit dem 14. Jahrhundert „Fränkische Leuchte“ genannt.

Zwischen 1874 und 1898 ließ Herzog Georg II. die Anlage umfassend restaurieren. Heute beherbergt der Französische Bau der Veste das Deutsche Burgenmuseum (eröffnet 2016), das Besucher mit einer außergewöhnlichen Ausstellung zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Burgenkultur erwartet.

Die Burg ist zudem die einzige thüringische Anlage, die zur berühmten „Burgenstraße“ gehört – ein Hinweis auf ihre überregionale Bedeutung.

Für Geschichtsinteressierte, Architekturliebhaber und Wandernde ist die Veste Heldburg ein absolutes Highlight im südlichen Thüringen.

Creuzburg – romanische Werrabrücke, Elisabeth-Tradition und Geschichte an der ehemaligen Grenze

Creuzburg, heute Teil der Kleinstadt Amt Creuzburg im Wartburgkreis, blickt auf über 1.000 Jahre Geschichte zurück. Bereits 1213 erhielt der Ort seine Stadtrechte und entwickelte sich zu einer bedeutenden Zweitresidenz der Thüringer Landgrafen. Besonders eng ist Creuzburg mit Elisabeth von Thüringen verbunden: Die Heilige brachte hier ihre Kinder zur Welt und hinterließ zahlreiche Spuren im kulturellen Gedächtnis.

Das eindrucksvollste Wahrzeichen der Stadt ist die romanische Werrabrücke (erbaut 1223), die als ältestes erhaltenes Beispiel romanischer Profanbaukunst nördlich des Mains gilt. Ihre Bauweise und ihr guter Erhaltungszustand machen sie zu einem einzigartigen architektonischen Schatz.

Historisch spielte Creuzburg zudem eine wichtige Rolle in der Salzgewinnung, die im 15. Jahrhundert durch die Wallfahrtskapelle St. Liborius neuen Aufschwung erhielt. Im April 1945 wurde der Ort stark zerstört, lag später viele Jahrzehnte im Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze – was seine Entwicklung prägte.

Heute ist Creuzburg geprägt von sanfter Landschaft, mittelalterlichen Bauwerken und seiner Rolle als Standort der Pollmeier Massivholz GmbH, einem Wirtschaftsanker der Region.


Schmalkalden – der große Geheimtipp: Fachwerkidylle, Reformationsgeschichte & lebendige Hochschulstadt

Zum Schluss dieses Thüringen-Guides kommt ein Ort, der all das vereint, was das Bundesland so besonders macht – und dennoch von vielen übersehen wird: Schmalkalden.

Die Stadt wurde 877 erstmals erwähnt und erhielt 1335 das Stadtrecht. Historisch ist sie vor allem durch den Schmalkaldischen Bund von 1531 bekannt – ein bedeutendes protestantisches Verteidigungsbündnis, das europaweit politische Wirkung entfaltete.

Doch das wahre Herz Schmalkaldens zeigt sich im Stadtbild: Rund 90 % der spätmittelalterlichen Fachwerkhäuser sind erhalten geblieben. Diese außergewöhnliche Dichte macht die Innenstadt zu einem der schönsten Fachwerk-Ensembles Deutschlands – authentisch, liebevoll gepflegt und voller Details, die man entdecken möchte.

Über der Stadt thront das beeindruckende Schloss Wilhelmsburg, das Landgraf Wilhelm IV. von Hessen zwischen 1585 und 1590 errichten ließ. Das Schloss zählt zu den bedeutendsten Renaissanceanlagen Mitteldeutschlands und bietet einen großartigen Blick über die Region.

Wirtschaftlich war Schmalkalden lange ein Zentrum der Eisenverarbeitung. Die berühmten „Schmalkalder Artikel“ – Stahlwaren aus der Region – wurden schon im Mittelalter auf der Frankfurter Messe gehandelt. Später entwickelte sich aus der Ingenieurstradition die heutige Hochschule Schmalkalden, die der Stadt seit 2004 offiziell den Titel Hochschulstadt verleiht.

Auch sportlich ist Schmalkalden bekannt: Die Biathlon-Weltcupsieger Kati Wilhelm und Sven Fischer stammen von hier.

Schmalkalden ist damit ein seltener Fall: ein Ort, der gleichzeitig historisch bedeutend, landschaftlich reizvoll, architektonisch herausragend und dennoch ein echter Geheimtipp geblieben ist.

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